Die IT-Abteilung – heute und morgen
Wie ist das Bild der IT heute? Da sind die Wünsche und Anforderungen nach Business-IT-Alignment, Innovation, Unterstützung der neusten Smartphones und Tablets, Einführung einer Business Intelligence Lösung und so weiter – diese Liste könnten Sie sicher beliebig verlängern. Dazu kommt das Bild, welches der IT gespiegelt wird: Die IT kostet viel Geld, Projekte dauern zu lange, Anwendungen sind zu langsam. Und sind es nicht oftmals dieselben Personen, die diese Beschwerden vorbringen und im nächsten Satz mehr Innovation und umgesetzte Projekte fordern? Kennen Sie das? Jetzt setzen Sie sich als IT-Verantwortlicher hin und betrachten Ihren Bereich. Ihre IT ist als Querschnittsfunktion im Unternehmen unverzichtbar, Ihre erfahrenen Mitarbeiter leisten täglich einen stabilen IT-Betrieb und realisieren „zwischendurch“ die wichtigsten Projekte. Weiterhin wird Ihre Verantwortung für die IT-Governance im Zeitalter von Cloud-Anbietern mit attraktiven Offerten wie Amazon Web Services, Dropbox, Microsoft Azure zur echten Herausforderung.
Ursachen für Herausforderungen
Was sind die Ursachen? Im Mittel fließen immer noch ca. 65% der IT-Budgets (1) in operative Tätigkeiten. Das heißt, Sie können nur ca. 35% Ihrer Kraft in Projekte investieren. Somit ist der große Teil Ihres Teams dem Tagesgeschäft verpflichtet. Das führt zum einen zu einer wachsenden Diskrepanz zwischen Anforderungen und dem IT-Leistungsportfolio und zum anderen zu fehlender Innovationskraft, einfach weil den Menschen der Freiraum fehlt. Der Mangel an IT-Fachkräften verschärft diese Situation, denn um neue Menschen für Ihr Unternehmen zu gewinnen, müssen Sie attraktive Perspektiven bieten. Und diese liegen für die meisten sicher nicht im IT-Betrieb.
Aber es gibt sie – die Unternehmen, bei denen die IT als Innovator agiert und so gesehen wird. Sie haben das Verhältnis umgekehrt. Bei ihnen fließen 55% des IT-Budgets (2) in strategische Fertigkeiten. Sie haben sich von reinen Effizienzgedanken und Produktivitätssteigerungen verabschiedet und investieren in zukunftsweisende Technologien. Ein Beispiel dafür ist der Versandhandel. Früher haben wir Versandkataloge gewälzt, eine Bestellkarte ausgefüllt und nach zwei Wochen war hoffentlich das Paket mit den richtigen Produkten da. Heute bekommen wir binnen weniger Minuten unsere Bestellung bestätigt und können die Sendung bis zum Eintreffen am übernächsten Tag bei uns nachverfolgen – ohne digitalisierte Prozesse undenkbar!
Meßbare Wertbeiträge der IT
Wie kommen Sie dahin? Nun, es geht um messbare Wertbeiträge zum Kerngeschäft. Aber wie entstehen Werte? Stellen Sie sich vor, Sie haben fünf verschiede Informationssysteme im Unternehmen, diese speichern die Informationen zu Produkten, Preisen, Liefermengen, Verfügbarkeiten etc. Jetzt muss der Verkäufer in jedes einzelne System schauen, um einem wartenden Kunden sagen zu können: „Ja, wir haben das Produkt in der gewünschten Menge und können Ihnen dieses zum Preis X am Datum Y liefern.“ Erst hier entsteht der Wert für den Kunden und somit für das Unternehmen (siehe Abbildung).
Die folgenden drei wichtigen Schritte versetzen Sie in die Lage, Ihre IT zu einer spürbaren Kraft im Unternehmen zu entwickeln:
- Ihre IT-Strategie wird integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie
- Fokussieren Sie auf die eigenen Kernkompetenzen durch bewusste Reduzierung der Fertigungstiefe
- Prägen Sie neue Methoden-Skills (IT-Architektur, Providermanagement, Service Management etc.) der IT-Mitarbeiter aus
Damit die Informationstechnologie im Sinne der Unternehmung und ihrer längerfristigen Ziele wirksam werden kann, müssen die Ziele der IT die Unternehmensziele unterstützen. Die IT-Strategie beschreibt dabei, mit welchen Maßnahmen diese Unterstützung erreicht werden kann und welche Rahmenbedingungen dabei gelten. Das ist eine zentrale Aufgabe der IT-Governance, die als Führungsaufgabe in Verantwortung des CIO/Leiter der IT liegt. Die IT-Strategie enthält dabei den Masterplan zur Erreichung der Ziele unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen.
Für strategische Initiativen sind diese Mittel und Ressourcen bei der o.g. operativen Last von 65% in der Regel nicht ausreichend. Wenden wir unseren Blick aus der IT heraus. Wie haben das andere Branchen gelöst? Die Automobilindustrie konzentriert sich auf ihre Kernkompetenz, preislich wie auch funktional attraktive Autos zu entwickeln und zu liefern. Bereits im Jahr 2007 lag bei BMW die Fertigungstiefe bei ca. 33% und beim Porsche Cayenne bei nur noch 10% (3). So erreichten die Hersteller eine Verdopplung der Variantenanzahl, während die Kosten um lediglich 20–30% stiegen. Würden Sie eine Verdopplung Ihres IT-Projekt- und Leistungsportfolios (Anwendungen, Infrastruktur, Projekte) mit einem 20–30% größeren Team schaffen? Die Aufgabe besteht in einer angemessenen Beschaffungsstrategie, die Ihnen Freiraum verschafft. Aktuell wird in der Informationstechnologie im Durchschnitt erst jeder zweite Euro extern ausgegeben (4).
Neue Skills werden benötigt
Mit der Fokussierung auf Kernkompetenzen heißt es darin an Excellence gewinnen, aber auch neue Skills hinzuzulernen. Leistungen, die Sie als Teil ihrer Beschaffungsstrategie von Partnern beziehen, müssen wirksam in Ihr Leistungsportfolio integriert und die Partner gesteuert werden. Dazu benötigen Sie Skills im Providermanagement. Die Weiterentwicklung Ihrer IT-Architektur oder Unternehmensarchitektur bedarf neuer Skills im IT-Architekturmanagement. Um das Design der IT-Architektur auf die fachlichen Anforderungen zuschneiden zu können, benötigen Sie Mitarbeiter, die in der Lage sind, die „reale Welt“-Probleme Ihrer Fachabteilungen in Informationstechnologie zu übersetzen.
Es ist Zeit, dass die IT aus Ihrem „Schattendasein“ heraustritt, eine IT-Strategie entwickelt, Freiräume für die Gestaltung schafft und IT-Mitarbeitern Perspektiven gibt, die unternehmerisch sinnstiftend und individuell motivierend sind.
(1) IT-Sourcing-Studie von PwC aus dem Jahr 2012
(2) Studie von Accenture „Rollenwandel des CIO: Das Ende des IT-Verwalters“ von 2013
(3) Studie von Springer, Integrierte Materialwirtschaft und Logistik etc., 2007
(4) Studie von PwC, IT-Sourcing, 2012
